Verena Krieger
Kunst der Liebe
Wenn der Hass wächst, ist Liebe die einzige Antwort. Sie ist eine einfache Antwort.
Sie ist das Einfache, das schwer zu machen ist. Sie ist fragil. Es ist einfach sie aufzuheben.
Trotzdem gibt es keine Alternative zu ihr.
Liebe ist eine Anstrengung. Die schönste Anstrengung der Welt.
Liebe ist nicht machtlos und nicht wehrlos. Sie ist parteiisch. Sie kämpft mit Zähnen und Klauen. Sie ist ungerecht. Aber niemals so ungerecht und gewaltsam wie der Hass.
Wenn der Hass wächst, offenbart das einen Mangel an Liebe. Hass ist nicht einfach der Gegensatz der Liebe, sondern er entsteht aus ihrem Mangel. Der Bedarf nach Liebe ist riesengroß, die Liebe für diesen Bedarf zu klein. Sie braucht Gärtner und Gärtnerinnen, die sie pflegen und ihr Wachstum fördern.
Wenn der rechte Hass wächst, ist es an der Zeit, ihm parteiische Liebe entgegenzusetzen. Eine Liebe, die dem Hass keinen Raum lässt, ihn aufsaugt, auflöst.
Eine Form der Liebe ist die Kunst. Sie ist die Liebe zum Sinnlichen und zum Reflexiven.
Sie ist bis zum Äußersten subjektiv und zugleich zwingend gemeinschaftlich. Sie produziert Empfindung, provoziert Reaktion. Sie ist der Raum, in dem alles sein darf, sogar der Hass.
Es ist an der Zeit, die Liebe machtvoll werden zu lassen. Eine sinnliche, selbstbewusste, kämpferische Liebe, die nicht klein beigibt und ihre eigenen Widersprüche integriert.
Eine Liebe in der Kunst und eine Kunst der Liebe.
Wer soll das tun, wenn nicht wir unvollkommenen Künstlerinnen und Künstler der Liebe?