Manifest 2018-05-17T17:32:05+00:00

Manifest

Soundloop. Gelesen von Ella Gaiser und Jan Hallmann

Alle einfachen Erklärungen
sind aufgehoben.

Die Liebe hebt sie alle auf;
auch diejenigen,
die am Boden liegen.

Die Liebe erhebt uns,
erhebt sich durch uns,
niemals über uns.

Die Liebe hebt sich selbst auf.

Die Liebe ist selbst
ihre einfachste Erklärung.

Wer einfache Lösungen propagiert, lügt;
stellt sich ein Bein,
landet unweigerlich selbst am Boden.

Die Liebe ist
die neue,
immer schon da gewesene,
alte,
einzig wahre
Kraft des Lebens.

Die Liebe kann nicht gestaut werden,
muss fortwährend fließen,
von Mensch zu Mensch,
von Herz zu Herz.

Selbst das Leben
ist nicht mehr wert als die Liebe;
kann nur im Fluss der Liebe bestehen.

Das einzig Absolute ist die Liebe.

Die Liebe ist die Sonne und der Regen.
Die Liebe
ist nicht privat,
ist öffentlich,
ist unendlich,
ist umsonst,
ist frei.
Die Liebe
kennt keine Grenzen,
ist grenzenlos,
wird uns entgrenzen,
wird uns alle reich machen,
uns alle vereinen.

Die Liebe ist traurig,
ist wunderschön.

Die Liebe braucht kein Geld,
braucht keine einfachen Wahrheiten,
keine Schubladen,
keine Regale
und keine Kleiderbügel,
braucht keine Uniformen,
keine Diktatoren
und keine Regierungen.

Die Liebe denkt sich nichts dabei,
lässt die Sonne scheinen und lässt es regnen.

Die Liebe
dauert Sekunden oder Jahrzehnte.

Die Liebe ist universell,
ist das Universum,
ist die Gesamtheit von Raum,
Zeit
und aller Materie
und Energie
darin.

Die Liebe
ist ihr eigener Beweis
und ihr eigener Widerspruch.

Schön, dich zu sehen.

Ja.

Findest du nicht?

Doch, doch.

Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?

Doch, ja.

Weißt du, warum ich mit dir reden möchte?

Ich befürchte es.

Wieso?

Weil ich dir nicht das sagen kann, was du wohl gern hören würdest.

Wie schade.

Und das zerbricht mir das Herz.
Ich mag dich.
Ich will dich nicht verlieren.

Aber wieso wirst du mich denn verlieren?

Weil du mich anders liebst als ich dich liebe.
Und ich dich anders liebe als du mich liebst.

Aber können wir uns nicht trotzdem, den jeweils anderen, auf ganz eigene Weise lieben?

Das wird für dich schwerer als für mich.

Wieso?

Das weiß ich nicht. Das ist nur eine Vermutung.

Ich will es probieren.

Und ich will dich nicht verletzen.

Aber das tust du doch nicht.
Nur ein bisschen vielleicht.

So, siehst du, und dich ein bisschen zu verletzen, tut mir schon leid.

Aber ich muss dir doch nicht leidtun.

Du tust mir nicht leid.
Es tut mir leid.

Und was wird aus unserem großen Ziel?

Das weiß ich nicht. Welches meinst du denn?

Die andere Welt.
Die Liebe.

Die muss warten.
Wie wollen wir die Welt verändern, wenn wir noch nicht einmal einander gerecht lieben können?

Aber darum geht es doch nicht.
Und überhaupt, ist es nicht gerecht, wenn wir einander jeweils anders lieben?
Wozu sollten wir einander gleich lieben?
Ich kann mit deiner Art der Liebe leben,
wenn du mich dich so lieben lässt, wie ich dich liebe.

Und genau da weiß ich nicht, ob ich dir das erlauben darf.
Um deinetwillen.

Aber das ist doch meine Entscheidung.

Nicht, wenn du daran zugrunde gehst.

Das Risiko will ich eingehen.

Aber ich weiß nicht, ob ich es eingehen kann.

Aber willst du denn nicht?

Doch ich will.
Nur ob ich es kann, weiß ich nicht.

Wann weißt du das denn?

Das weiß ich nicht.

Das ist schade.

Ja das ist es.

Aber ich habe mich wirklich darin versucht,
mich so in dich zu verlieben,
wie du es verdient hättest.
Aber es gelingt mir nicht.

Und was ist mit unserer Sache?

Sie wäre eine Lüge.
Wir müssten einander dafür lieben.

Das glaube ich nicht.
Das sehe ich anders.
Da muss ich dir widersprechen.
Also, ich sehe den Widerspruch.
Aber darum geht es ja.
Es geht um einen Widerspruch.
Zu dem was ist.
Unsere Sache,
das wäre doch etwas Größeres
als das zwischen uns.
Und überhaupt,
am schönsten ist es doch,
von dem etwas abzugeben,
von dem man selbst zu wenig hat.

Da magst du recht haben.
Trotzdem liebe ich dich nicht.

Das glaube ich dir nicht.

Vielleicht hast du recht.
Vielleicht liebe ich dich ja doch, nur weiß es nicht.

Ja,
und was nützt es mir nun,
dass ich vielleicht recht habe?

Es nützt uns beiden nichts.

Das macht mich wütend.

Das verstehe ich.

Und traurig.

Das verstehe ich auch.

Aber wir müssen doch etwas dagegen tun.

Dagegen können wir nichts tun.
Es ist zu spät.

Das darf nicht stimmen.
Ich könnte heulen.
Um unseretwillen.

Ich auch.

Also lass es uns probieren.

Ich weiß nicht.

Dann lass die Liebe beiseite.
Nur um der Sache willen.
Wir müssen es probieren.

Aber wir sind doch nur zu zweit.
Was können wir schon ausrichten?

Nichts, doch immer noch mehr, als wenn wir gar nichts täten.
Nichts ist umsonst.

Darf ich dir was sagen?

Ja.

Manchmal machst du mir Angst.

Du mir auch.

Ach so.

Aber darum geht es ja auch.
Wenn wir es aushalten, einander Angst zu machen, dann können wir alles erreichen.
Wirst du das machen, mit mir in meine Hölle schauen und mich in deine Hölle schauen lassen?

Ja, das will ich.

Dann ist es beschlossen.

So soll es sein.

Sobald wir es nicht mehr aus Liebe tun, sind wir verloren.

Ich bin schwanger.

Das ist schön.
Von mir?

Von wem denn sonst?

Das verändert alles.

Das verändert gar nichts.
Es ist alles beschlossen.
Wir ziehen in den Kampf.
Wir werden ihre Köpfe sprengen,
von der Brust her.
Wir werden ein Feuer entfachen, das ganz leise von Herz zu Herz glimmt.

Aber eine Sache noch.

Ja?

Darf ich ehrlich sein?

Ich bitte dich.

Du schmatzt beim Essen.

Ja, und du auch.

Ja, aber mich nervt, dass du schmatzt.

Und das sagst du mir jetzt?

Ja, ich wünschte mir so sehr, dass es mich nicht nerven würde.

Gut, dann werde ich für dich mit dem Essen aufhören.

Nein, so war das nicht gemeint.

Wie denn dann?

Na, ich wollte dir das nur mitteilen.

Ja, schönen Dank auch.

Warum wirst du jetzt so?

Na, was hast du denn erwartet?

Na Verständnis. Ich wollte dir das nur sagen.
Ich schäme mich dafür.

Ach so.

Ich würde alles dafür geben.
Wenn ich dich mit allem so annehmen könnte, wie du bist.
Aber es gelingt mir nicht.

Aber nein, du verstehst mich falsch. Ich dachte, du erwartest von mir, dass ich aufhöre, vor dir zu essen.

Du bist der schönste Mensch meines Lebens.
Nichts tut mir mehr weh, als dass ich etwas an dir nicht lieben kann.

Dann lass mich auch ehrlich sein.

Ja, ich bitte dich.

Ich hasse deine Stimme. Nicht deine Worte.
Die sind wunderschön. Nur deine Stimme kann ich einfach nicht hören.

Und was soll ich jetzt machen?

Nichts. Ich glaube, es ist dasselbe wie bei dir.
Ich wünschte, es würde mich nicht nerven.
Deine Worte sind die schönsten, die ich von einem Lebenden kenne.

Na gut.

Aber doch, eine Frage habe ich noch.

Ja?

Warum rülpst du nach dem Sex immer?

Das habe ich nie getan.

Doch natürlich.

Du machst mir Angst.

Du mir auch.

Ich liebe dich.

Ich dich auch.

Ich dich auch.